„Thorakoflo“ – Prof. Hoffmann und Team haben weltweit neue OP-Methode im Elisabeth-Krankenhaus Essen durchgeführt
Erstellt von Dorothee Renzel
03.09.2025 Elisabeth-Krankenhaus Essen, Herz und Gefäße
Mit der neuen Hauptschlagaderprothese „Thorakoflo“ hat die Gefäßchirurgie einen bedeutenden Fortschritt in der Behandlung komplexer Brustkorb und Bauchaorten-Aneurysmen erzielt.
Die am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf von Prof. Sebastian Debus entwickelte Methode wird aktuell bei lebensbedrohlichen Gefäßerweiterungen der Hauptschlagader im Brust und Bauchbereich weltweit u.a. auch in den USA als absolute Neuerung eingesetzt. „Das Elisabeth Krankenhaus ist als Aortenzentrum Essen die erste Nicht-Universitätsklinik, die nach einem komplizierten Auswahlverfahren anhand der Kennzahlen zur offenen und endovaskulären Aortentherapie ausgewählt wurde, um dieses Verfahren zu verwenden“, so Prof. Johannes Hoffmann, Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie und Phlebologie, stolz. Die Klinik im Essener Elisabeth-Krankenhaus ist eine der wenigen Gefäßkliniken in Deutschland (<5%), die derzeit jährlich mehr als 25 offene Bauchaortenaneurysma-Operationen durchführen. Mindestmengen wie in anderen Fächern sind hier noch nicht etabliert.
Von der Forschung in die Praxis: Neue Operationsverfahren in der Aortenchirurgie, Shuntchirurgie und Team Intervention
Bei so komplexen Aneurysmen sind neben der Brustschlagader sowohl die abgehenden Gefäße zu lebenswichtigen Organen (z. B. Nieren, Leber, Darm) als auch der Übergang zur Beckenschlagader betroffen. Die Anatomie verhindert bei einigen Patienten die komplette Rekonstruktion „von innen“ mit Abzweigungsprothesen (branched EVAR) oder gefensterten Prothesen (FEVAR). „Die dann notwendige offene operative Versorgung galt bislang deshalb aufgrund der Notwendigkeit Brust- und Bauchraum zu eröffnen insbesondere bei Patienten mit schlechter Lungenfunktion als besonders risikoreich und invasiv“, erläutert Prof. Johannes Hoffmann.
Das Thorakoflo-Verfahren kombiniert die offen-chirurgische Technik mit der Intervention (endovaskuläre Techniken). Durch die neue Gefäßprothese werden die Versorgungsäste für die Organe gezielt rekonstruiert. Der Brustkorb muss nicht eröffnet werden und die Aorta muss nicht komplett abgeklemmt werden: Beides senkt das Risiko schwerer Komplikationen erheblich.
Revolution in der Behandlung ausgedehnter Bauchaortenaneurysmen und arterieller Verschlusserkrankungen
In der Rhein-Ruhr Region wurde das neu entwickelte Hybridverfahren am Contilia Herz- und Gefäßzentrum im Elisabeth-Krankenhaus Essen erstmalig eingesetzt. Prof. Johannes Hoffmann führte den Eingriff unter Assistenz des Erfinders nach Training des gesamten Teams erfolgreich durch. „Prof Hoffmann und Team sind Experten, die die offene Aortenchirurgie und die endovaskuläre Intervention beherrschen: Nur wer beide Operations-Verfahren und die Kombinationen kann, sollte in Zukunft Aortenchirurgie beim Aneurysma durchführen dürfen“ sagt Prof. Debus, derzeitiger Präsident der Europäischen Fachgesellschaft für Gefäßchirurgie (ESVS) und Leiter des deutschlandweit größten Aortenzentrums am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf.
Die ersten Erfahrungen und Ergebnisse mit der neuen Operationsmethode zeigte Prof. Johannes Hoffmann beim diesjährigen 8. Gefäß-Update Essen in der Philharmonie Essen.
8. Gefäß-Update 2025: Neues in der Gefäßmedizin
Unter dem Titel „News in der Gefäßmedizin – Innovationen, Evidenz und Umsetzung in die Praxis“ präsentierten international und national bekannte Experten neueste Erkenntnisse – in der Dialyse-Shunt-Chirurgie über moderne Halsschlagader-Operationen bis zur Anwendung künstlicher Intelligenz und eben Thorakoflo, der neuen Prothese in der endovaskulären Aortenaneurysma-Behandlung.
Dr. Mikolaj Walensi, Facharzt für Gefäßchirurgie und endovaskulärer Spezialist, hat als Vertreter des neuen interdisziplinären „Team Intervention“ am Elli neuste Aspekte zur Katheterbehandlung bei arterieller Verschlusserkrankung „Raucherbein“, mit „Tunnelbohrmaschinen“, „gezielte interventionelle Embolektomieverfahren“ und „Ultraschallzertrümmerung“ erläutert. „Hierdurch wird manche Bypassoperation überflüssig werden – die Entwicklung ist rasant!“ bemerkt Prof. Johannes Hoffmann, selbst endovaskulärer Spezialist.
Foto: Prof. Johannes Hoffmann