Lehrplan Anästhesie, Intensivmedizin und Schmerztherapie

Elisabeth-Krankenhaus Essen

Lehrplan Anästhesie, Intensivmedizin und Schmerztherapie

Ausbildungs- und Lehrplan für die PJ-Studenten im Wahlfach Anästhesie, Intensivmedizin und Schmerztherapie - Zertifiziert durch die LGA InterCert Nürnberg für das Akademisches Lehrkrankenhaus Elisabeth-Krankenhaus Essen.

Die Entscheidung eines Studierenden für ein bestimmtes Wahlfach - in diesem Falle - Anästhesie – Schmerztherapie – Intensivmedizin – impliziert großes Fachinteresse und außerordentliche Leistungsbereitschaft. Damit erhält das Wahlfach einen vergleichbaren Stellenwert zu den übrigen medizinischen Pflichtfächern des PJ-Studenten.

In der Anästhesie, Schmerztherapie und Intensivmedizin werden neben speziellem Fachwissen Grundlagenkenntnisse in der Physiologie und Pathophysiologie zahlreicher Grundfunktionen vitaler Organsysteme vermittelt, die für zahlreiche spätere medizinische Fachqualifikationen von großer Bedeutung sind.

I. Theoretischer Ausbildungsplan / Vorlesungsplan

Ziele der anästhesiologischen Behandlung der operativen Patienten

Generelle Einteilung der verschiedenen Anästhesie- und Narkosemethoden

Präoperative Vorbereitung der Patienten

  • Präoperative Anästhesievisite
  • Präanästhesiologische klinische Untersuchung
  • Präoperative Laborwerte
  • Präoperative Routine-Befundung von EKG und Rö-Thorax, 
  • Besondere Voruntersuchungen: Lufu, BGA, Echo, weitere spezielle Untersuchungen
  • Präoperative Risikoklassen: ASA – modifizierte Checkliste Lutz und Peter 
  • Präoperative Konsile und präoperative fachspezifische Untersuchungen
  • Pharmakologie der Prämedikation
  • Atemwege: Mallamapati-Skala, Cormack-Lehane-Skala

Spezielle Einteilung der Anästhesiemedikamente

Pharmakologie – Pharmokinetik – Wirkungen – Nebenwirkungen

  • Hypnotika
  • Analgetika
  • Opiate
  • Muskelrelaxantien
  • Lokalanästhetika

Aufnahme, Verteilung und Ausscheidung der intravenösen Narkosemedikamente

Aufnahme, Verteilung und Ausscheidung der inhalativen Anästhesiemedikamente

Rezeptorentheorien in der Anästhesie: Opiate und Muskelrelaxanzien

Grundsätze der Antagonisierung von Opiaten und Muskelrelaxanzien

Überwachung der Vitalparameter während der Anästhesie:

  • Hämodynamische Parameter: ZVD, BD-Messprinzipien, SaO2-Messprinzip
  • Respiratorische Parameter: BGA-Parameter

Technik der Narkoseeinleitung

Regionalanästhesie I: Spinale Anästhesie Technik, Indikationen, Überwachung, Kontraindikationen
Regionalanästhesie II: Peridurale Anästhesie Technik, Indikationen, Überwachung, Kontraindikationen
Regionalanästhesie III: Plexusblockaden Technik, Indikationen, Überwachung, Kontraindikationen

Anästhesie bei bestimmten Patientengruppen und Krankheitsbildern

  • Säuglinge
  • Geriatrische Patienten: COPD-Patienten mit Leber- und Niereninsuffizienz, Porphyrie
  • Gefäßchirurgie: Carotis, BAA, Varizen, arterielle Bypässe
  • Große Viszeralchirurgie: z.B. Whipple-OP 
  • Traumatologie: Hüftprothesen, Arthroskopien

Anästhesie in der Geburtshilfe:

  • schmerzarme Geburt im Kreißsaal
  • Anästhesie bei geburtshilflichen Noteingriffen
  • Anästhesie bei Sectio
  • Anästhesie bei Operationen während der Schwangerschaf
  • HELLP-Syndrom 

Techniken der Narkosebeatmung:

  • über Maske
  • über Larynxmaske
  • über Endotrachealtubus

Besondere Anästhesieverfahren: Narkosen ohne Lachgas: TIVA + TCI

Anästhesie bei ambulanten Patienten

Bedeutung der Dokumentation und Qualitätssicherung in der Anästhesie

Narkosezwischenfälle

  • Hypoxie
  • Maligne Hyperthermie

Der Aufwachraum: Aufgabengebiet und Überwachungsmaßnahmen

Physiologie und anatomische Grundlagen der Schmerzleitung

Therapiekonzepte und Methoden 

  • Akute postoperative Schmerzzustände
  • Chronische Schmerzzustände

Das Schmerztagebuch, der Schmerzpass

Grundlagen der künstlichen Beatmung

Technische Methoden der künstlichen Beatmung am Beispiel der Evita II und Evita 

Grundlagen der künstlichen Ernährung

  • Parenterale Ernährung
  • Enterale Ernährung

Grundlagen der Immunnutrition

Der Postaggressionsstoffwechsel

Grundlagen der Blutgerinnung

  • Zelluläre Blutgerinnung
  • Plasmatische Blutgerinnung

Die wichtigsten Krankheitsbilder des Blutgerinnungssystems:

  • DIC
  • Hyperfibrinolyse
  • HIT

Sepsis und SIRS: Pathophysiologie, Diagnostik und Therapiekonzepte

Die nosokomiale Infektion

Grundlagen der Antibiotikatherapie (Einteilung der Antibiotika)

Störungen der Homöostase: Azidose/Alkalose

Hämodynamisches Monitoring auf der Intensivstation

Konzepte der Analgosedierung

Parameter der Sauerstoffkapazität – Messung der Sauerstofftransportkapazität

Dokumentation und Qualitätssicherung in der Intensivtherapie

Definition – Möglichkeiten und Grenzen moderner Intensivtherapie

Die Vorlesungen werden von Bernd Heyn, Dr. Rudorlf Krause und Dr. Claus Steuernagel gehalten.

II. Praktische Ausbildung der PJ-Studenten

Die PJ-Studenten im Elisabeth-Krankenhaus werden ausschließlich vom Klinikleiter, den Oberärzten und erfahrenen Fachärzten betreut.
Die PJ-Studenten eines Quartals werden in die einzelnen anästhesiologisch und intensivmedizinischen Verantwortungsbereiche aufgeteilt:

  • Viszeralchirurgie, Traumatologie, Kinderchirurgieb) Gefäßchirurgie
  • Gynäkologie, Geburtshilfe
  • Intensivstation

Die Studenten arbeiten im Rotationszirkel während eines Quartals, jeder in jedem Bereich.

Während ihrer Anästhesiezeit werden die Studenten regelmäßig mit zu Prämedikationsvisiten genommen.
Während ihrer anästhesiologischen Tätigkeit erlernen sie:

  • Anlage von peripheren intravenösen Kanülen
  • sichere Freihaltung der Atemwege und Maskenbeatmung
  •  Einführen und Plazieren einer Larynxmaske 
  • Endotracheale Intubation 
  • Kontrolle des sicher gelegten Endotrachealtubus
  • Funktion und Grundeinstellung eines Narkosegerätes
  • Messung der hämodynamischen und respiratorischen Vitalparameter während der Narkosebeatmung
  • Führung einer computergesteuerten Anästhesie nach dem Prinzip TCI
  • Grundlagen der ExtubationPrinzipien der intra-operativen Erhaltung der Körpertemperatur (Wärmesysteme)
  • Durchführung einer spinalen Anästhesie Prinzipien der Crush-Intubation: Ileus, Sectio

  • die Anlage von zentralvenösen Kathetern (Zugänge über die Cubital- und Jugularvenen)
  • die Anlage von arteriellen Kanülen in der Arteria radialis nach der Seldinger-Technikdie
  •  Anlage eines Periduralkatheters

Vor jedem Wechsel von einem operativen Funktionsbereich der Anästhesie in den nächsten im Rahmen eines Quartals findet ein round-table-Gespräch zur kritischen Analyse der Tätigkeit mit dem Kontaktarzt der Anästhesie-Abteilung, Dr. Rudolf Krause, statt. Im Falle von Problemen und offenen Fragen wird der Klinikleiter hinzugezogen.

Während ihrer Tätigkeit auf der Intensivtherapiestation erlernen die Studenten praktisch

  • Komplette klinische Untersuchung eines Intensivpatienten
  • Klinische Verlaufsbeobachtung eines Intensivpatienten
  • Grundlagen des hämodynamischen Monitorings
  • Grundlagen des respiratorischen Monitorings
  • Grundeinstellung eines Beatmungsgerätes: Evita II / IV
  • Grundsätze der Überprüfung von Endotrachealtuben und Tracheostomie-Kanülen
  • Indikationen und Methoden zur Tracheostomie (konservativ und perkutan)
  • Grundlagen der Entwöhnungskriterien vom Respirator
  • Prinzip der CPAP-Unterstützung eines Patienten
  • Aufstellen eines postoperativen Routine-Intensivtherapieplanes Aufstellen eines speziellen Intensivplanes im Postaggressionsstoffwechsel
  • Grundlagen der parenteralen Ernährung
  • Grundlagen der enteralen Ernährung
  • Gesamte Bilanzierung eines Patienten
  • Grundlagen der Prophylaxen: Pneumonie, Decubitus
  • Grundlagen der AnalgosedierungEinsatz von Blut und Blutprodukten
  • Grundsätze im Umgang mit Intensivpatienten
  • Technik der Anlage von intravasalen Kathetern nach den Richtlinien in der Anästhesie
  • Konzept eines Verlegungsberichtes und eines Arztbriefes für Intensivpatienten

Wöchentlich finden für die PJ-Studenten auf der Intensivstation 2 Bedside-Unterrichte á 30 Minuten statt, durch die Oberärzte Bernd Heyn und Dr. Claus Steuernagel

Nach Abschluss der 3-monatigen Tätigkeit im Rahmen des Wahlfaches Anästhesie wird den Studenten obligat ein Test von insgesamt 12 Fachfragen vorgelegt
Jeder Student muss während seiner Tätigkeit in der Abteilung im Quartal im Rahmen der abteilungsinternen Fortbildungen einen Anästhesiefall als Kurzreferat vorstellen und diskutieren (obligate Leistung).
Fakultativ kann ein Student auch einen kleinen Vortrag im Rahmen der abteilungsinternen Fortbildungen halten.
Sämtliche abteilungsinternen großen und kleinen Fortbildungsveranstaltungen sind für die Studenten absolute Pflicht.
Über die Tätigkeiten und das Ausbildungsverhalten der PJ-Studenten wird eine Beurteilung von dem Klinikdirektor und den aufsichtsführenden Oberärzten durchgeführt nach einem

  • Theoretisches fachliches Wissen
  • Praktische fachliche Fertigkeiten
  • Fleiß und Einsatz
  • Mitarbeit
  • Belastbarkeit
  • Kollegialität
  • Innovation
  • Ehrgeiz

  • überdurchschnittlich gut
  • sehr gut
  • gut
  • befriedigend
  • ausreichend
  • nicht ausreichend (es bestehen große Lücken)

Auf Wunsch können die Studenten in der letzten Woche des Quartals ein Zeugnis zwecks Bewerbungen für eine Stelle nach dem Staatsexamen erhalten.
Zum Abschluss des praktischen Jahres findet eine Gesamtbesprechung mit den Studenten, dem kommisarische Klinikleiter Dr. Claus Steuernagel und Dr. Rudolf Krause - Ansprechpartner für die Studenten und vertretenden Prüfer im Staatsexamen - statt.