Diagnostik und Therapie von Herzrhythmusstörungen

Philippusstift

Diagnostik und Therapie von Herzrhythmusstörungen

Für die Diagnostik von Herzhythmusstörungen stehen am Philippusstift alle modernen Verfahren zur Verfügung. So kann mittels 12-Kanal-Langzeit-EKG besser als mit dem üblichen 3-Kanal-Langzeit-EKG der Ursprung einer Arrhythmie lokalisiert werden; hierdurch wird die Therapieplanung erleichtert. Mittels 7-Tage-Langzeit-EKG können auch selten auftretende Rhythmusstörungen erfasst werden. Reicht dies nicht aus, um die Arrhythmie festzustellen, besteht die Möglichkeit, mit einem winzigen unter die Haut eingesetzten Ereignis-Recorder über einen Zeitraum von 3-4 Jahren Rhythmusstörungen zu erfassen, um diese einer gezielten Therapie zuzuführen.
Zur präzisen Diagnostik des Ursprungs und zur Behandlung von Rhythmusstörungen gibt es ein hochmodernes elektrophysiologisches Herzkatheterlabor. Hier besteht die Möglichkeit einer 3-dimensionalen Darstellung von Vorhöfen und Kammern des Herzens und der elektrischen Erregungsabläufe. Damit kann der genaue Ablauf einer Rhythmusstörung analysiert und die optimale Therapie geplant werden. Durch den Einsatz der 3D-Navigation kann die Belastung durch Röntgenstrahlung deutlich reduziert werden. In Einzelfällen ist es möglich, vollständig auf das Röntgen zu verzichten. Die Behandlung der Arrhythmie erfolgt mit den modernsten etablierten Verfahren; es kommen in Abhängigkeit von der festgestellten Rhythmusstörung Verödung mittels Wärme (Radiofrequenzenergie), teilweise mit Messung des Anpressdrucks oder Kälte (Kryo-Energie) zum Einsatz, letztere in erster Linie zur Behandlung von Vorhofflimmern.
Die Diagnostik und Therapie von Herzrhythmusstörungen liegt im Verantwortungsbereich von zwei Oberärzten, die eine spezielle Zusatzqualifikation („Spezielle invasive Rhythmologie“ der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie) haben. Das Katholische Klinikum Essen ist zertifiziertes Ausbildungszentrum für die Diagnostik und Therapie von Arrhythmien.
Seit Jahren besteht eine besondere Expertise im Bereich der Behandlung von Herzrhythmusstörungen.
Zu den besonderen Schwerpunkten gehören

  • Elektrophysiologische Diagnostik und Therapie (Ablation)
  • Herzschrittmachertherapie (1-, 2-,3- Kammersysteme, Defibrillatoren, spezielle Devices bei Herzschwäche)
  • Verschluss des linken Vorhofohres zur Vermeidung einer Gerinnselbildung im Herzen (sog. LAA-Okkluder)

Was leisten Herzschrittmacher?

Moderne Schrittmacher der neuen Generation stimulieren beide Herzkammern, führen dadurch zu einer deutlich verbesserten Leistungsfähigkeit des Herzens und erhöhen die Lebensqualität des Patienten. Je nach System sind sie in der Lage, langsame wie auch schnelle Herzrhythmusstörungen zu behandeln. Zudem können biventrikuläre Schrittmacher  (zur kardialen Resynchronisation bei Herzschwäche) bei Risikopatienten mit akuten Herzrhythmusstörungen und eingeschränkter Herzfunktion eingesetzt werden. Die Nachsorge und die weiteren therapeutischen Maßnahmen für ein Leben mit einem Herzschrittmacher werden nach der Entlassung in der klinikeigenen Herzschrittmacherambulanz fortgeführt.

Als Besonderheit implantieren wir fast ausschließlich Herzschrittmachersysteme, die MRT fähig sind. Dadurch können auch Patienten mit Herzschrittmachersystemen weiterhin von dieser Untersuchungsmethode ohne schädliche Röntgenstrahlen profitieren.

Bei Patienten mit langsamen Herzrhythmusstörungen kommen alle modernen Ein- und Zweikammersysteme sowie weitere innovative Systeme bei Patienten mit Vorhofflimmern oder schwerer Herzmuskelschwäche zum Einsatz. Der Schrittmacher wird in örtlicher Betäubung in unseren Operationssälen oder einem der Linksherzkatheterlabore implantiert. Bei Patienten mit Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz) und Linksschenkelblock – einer einseitigen Blockade der Leiterbahnen des Herzen – werden spezielle biventrikuläre Systeme (s.u.) eingesetzt.

Implantation von Defibrillatoren

Lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen können durch einen Defibrillator zuverlässig beendet werden. Der Defibrillator wird ähnlich wie ein konventioneller Schrittmacher implantiert. Er erkennt gefährliche Herzrhythmusstörungen innerhalb von Sekunden und ist in der Lage, die meisten Störungen durch nicht spürbare elektrische Impulse zu unterbrechen. Sind die Impulse nicht erfolgreich oder tritt Kammerflimmern auf, so gibt der Defibrillator einen lebensrettenden Elektroschock ab. Er arbeitet so zuverlässig, dass die Gefahr, an einer lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörung zu sterben, nahezu ausgeschaltet wird. Der Defibrillator ist somit zum Lebensretter geworden, der zur Behandlung bedrohlicher Herzrhythmusstörungen unverzichtbar ist. Nach einer Defibrillator-Implantation werden die Patienten bei uns in der Defibrillatorambulanz weiter betreut. Auch die Behandlung von Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz und spezifischen Dreikammerdefibrillatoren gehört zum Routinespektrum der Abteilung.

Implantation von biventrikulären Systemen (CRT-Systeme)

Bei Patienten mit schwerer Einschränkung der Herzmuskelfunktion und einem Linksschenkelblock, die trotz einer herzunterstützenden medikamentösen Therapie unter einer Herzschwäche  (mit Kurzatmigkeit, Leistungsschwäche, Unterschenkelödemen…) leiden,  implantieren wir ein sogenanntes biventrikuläres Herzschrittmacher- oder ICD-System. Mithilfe dreier Schrittmacherelektroden in der rechten und linken Hauptkammer sowie im rechten Vorhof wird die durch den Linksschenkelblock ausgelöste Erregungsausbreitungsstörung der linken Herzkammer aufgehoben (Resynchronisation) und dadurch die Herzfunktion in den meisten Fällen gebessert. Dabei wird die Sonde zur elektrischen Stimulation der linken Hauptkammer über den sog. Koronarsinus in einer geeigneten Koronarvene, die oberhalb der Seitenwand der linken Herzkammer verläuft, positioniert. Auch bei zugrundeliegendem Vorhofflimmern kann ein Nutzen erwartet werden, sofern ein Stimulationsanteil von >95 % erreicht werden kann. Dazu kann in einzelnen Fällen eine AV-Knotenablation ("Verödung" des AV-Knotens) notwendig sein.

Wenn sich die Herzpumpleistung trotz optimierter medikamentöser Therapie nicht verbessert oder sogar verschlechtert, so kann ein sog. CCM-System (Cardiac Contractiliy Modulator) eingesetzt werden. Dieses Gerät wird wie ein Herzschrittmacher implantiert und gibt über 2 Elektroden in der großen rechten Herzkammer einen Stromimpuls dergestalt ab, dass mehr Calcium in die Herzmuskelzellen einströmt und das Kontraktionsvermögen der Herzmuskelzellen (Fähigkeit sich zu verkürzen) verbessert wird. Diese Geräte können von außen per Induktion mit Strom aufgeladen werden und bilden einen neuen therapeutischen Ansatzpunkt um die Herzschwäche zu behandeln.

Bei unklaren Herzrhythmusstörungen oder Bewusstseinsverlusten erlauben spezielle EKG-Verfahren eine hervorragende Überwachung der Patienten in ihrem häuslichen Umfeld. Hierzu stehen kleine EKG-Karten zur Verfügung, die sehr einfach zu handhaben sind und problemlos in den Alltag integriert werden können.

Diese Systeme können über mehrere Wochen getragen werden. Im Falle von besonderen Ereignissen werden die Daten über Internet auf einen Rechner der Klinik übertragen, so dass die Patienten rund um die Uhr überwacht sind.
Kleinste EKG-Geräte können auch in einem minimalen Eingriff unter die Haut implantiert werden, um das Herz auch über einen langen Zeitraum zu überwachen.

Foto oben: Köhring