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Lotti im Einsatz

Erstellt von Corinna Bach

09.03.2022 Contilia Institut für Psychosoziale Medizin, Fachklinik Kamillushaus Heidhausen, Katholische Kliniken Ruhrhalbinsel, St. Elisabeth-Krankenhaus Niederwenigern, Contilia, Psyche und Sucht

Besuchshund Lotti im Kamillushaus

Elke K. hat zwei Katzen zuhause, die sie sehr vermisst. Das Fell zu streicheln, das Schnurren zu spüren und Anwesenheit zu genießen fehlt der 49-jährigen Patientin, die sich derzeit in einem Qualifizierten Entzug in der Fachklinik Kamillushaus Heidhausen aufhält.
Der „Qualifizierter Entzug“ dauert 21 Tage. Die meist Alkohol-, Medikamenten-, Drogen und/oder mehrfachabhängigen Patienten:innen beginnen ihren Aufenthalt mit der körperlichen Entgiftung unter ärztlicher und pflegerischer Aufsicht. Danach werden Möglichkeiten gegeben, das Leben abstinent zu gestalten. Hierfür haben die Therapeuten des Kamillushauses ein umfangreiches Programm aufgestellt. Neben Gruppengesprächen werden auch Sport- und Gestaltungsangebote angeboten. Neu ist, dass ein Hund in der Einrichtung Patienten:innen beim Entzug hilft. Lotti ist eine dreijährige Retriever-Mix Hündin, die mit ihrem offenen und zutraulichen Wesen auf die Patienten:innen zu geht und viel Freude verbreitet.
Maximilian Binder, Fachkrankenpfleger für psychiatrische Pflege und Herrchen, bringt Lotti an seinen Dienstwochenenden mit zur Arbeit ins Kamillushaus und trifft sich mit Patienten:innen. In Kleingruppen unternehmen sie mal Spaziergänge, toben auf dem großzügigen Gelände oder kraulen einfach nur ihr weiches Fell. Dabei genießt Lotti jede Streicheleinheit und wird mit Leckerchen verwöhnt. „Lotti dient mir oftmals als Brückenbauer“, erklärt Maximilian Binder „Patienten:innen, die sozial isoliert sind, zeigen sich in der Anwesenheit des Hundes häufig gesprächiger und offener als es sonst im normalen Stationsalltag der Fall wäre.“ Eine Erfahrung, die sich durch Studien belegen lässt. Hunde wirken mit ihrem zugängigen Wesen blutdrucksenkend und oftmals beruhigend auf Menschen. „Der Hund ist ein Gewinn für uns alle. Im Team wird Lotti positiv aufgenommen, die Patienten:innen fragen, wann sie wieder kommt und Lotti selbst scheint die viele Aufmerksamkeit auch zu genießen“, berichtet Maximilian Binder.
Derzeit kommt die schwarze Hündin nur an den Wocheneden und wird langsam an die Situation gewöhnt. So haben verschiedene Patienten:innen die Möglichkeit, sich mit ihr und Maximilian Binder zu treffen. „Ein Hund bewertet den Menschen nicht. Personen, die sich in unserer Obhut befinden, haben manche Enttäuschungen erfahren, und müssen erst wieder Vertrauen fassen. Hier ist uns Lotti eine große Hilfe“, bestätigt auch Markus Bäumerich, Stationsleiter des Pflegedienstes im Kamillushaus. Dass ein Hund in einer psychiatrischen Einrichtung als Besuchshund eingesetzt wird ist keine Seltenheit. Auch im St. Elisabeth-Krankenhaus Niederwenigern gibt es tiergestützte Therapie.
Auf der Wiese hinter der Fachklinik genießt Elke K. die Zeit mit Lotti „Abwechslung ist für mich gut. Ich komme auf andere Gedanken und freue mich, dass Lotti mich schon nach wenigen Tagen erkennt und mit mir spielen möchte“, erklärt die Patientin, während Lotti ihr den Ball vor die Füße legt.
„Im Feedbackgespräch nach dem Treffen mit Lotti, erfahren wir im therapeutischen/pflegerischen Team oftmals Dinge, die in einer normalen Gesprächsrunde vielleicht nie gesagt worden wären“, berichtet Maximilian Binder, der sich wünscht, dass das Projekt „Besuchshund“ auf die Reha im Anschluss an den Qualifizierten Entzug ausgeweitet wird und sich das Angebot nachhaltig im Kamillushaus etabliert, wovon sowohl Mitarbeitende, als auch Patienten:innen langfristig profitieren können.

Fotos: Corinna Bach